Ein Roman in Erzählungen
Deutsch
Gebundene Ausgabe, 127 Seiten, Lesebändchen
EUR 21.00 / CHF 26.50, ISBN 978-3-99029-379-9
Auch als E-Book erhältlich
Eine Familie, ein Ort an der Grenze, zwei Sprachen, verwehte Spuren, verborgene Geschichten, ein Stück Europa.
Unter der Kuppel der Schneekugel liegen das Grenzstädtchen, der Slowenenhügel, der Eisenpass. Immer wieder schüttelt der Erzähler die Kugel; Schnee fällt auf Unterkärnten und die Obersteiermark. Der Roman wirbelt die ergreifenden Geschichten einer kleinen Familie im zweisprachigen Gebiet auf, die durchkreuzt werden von der großen Historie: Krieg, Verfolgung, Sprachenkampf.
Und sein Taufpate? Immer wieder pries Mutter seine Sanftheit. War er denn nicht von «unten»? Nie sprach man von seiner Herkunft, auch er selbst nicht. Und die Tante war doch die Tochter von einer über der Grenze. Seine Familie hörte an der Grenze nicht auf. Oder doch? Der Bruder seines Paten und Mutters Cousin hatten im Krieg vielleicht gegeneinander gekämpft. Sie hätten sich aber auch verbrüdern können bei einem Familienfest. Wo fing Familie an? Wo hörte sie auf?
Die titelgebende Erzählung erhielt den Premio letterario internazionale Merano-Europa 2019 und die Literarische Auszeichnung der Stadt Zürich 2020.
Stimmen zum Buch
So hört sich die Welt unter der Schneekugel an, gesprochen vom Schauspieler Michael Kristof-Kranzelbinder (Aus der CD Koronar. Literarische Nachrichten aus der Herzgegend, Kärntner Kulturstiftung 2020):
Die Literaturkommission der Stadt Zürich verleiht Hugo Ramnek ihre Literarische Auszeichnung für den welthaltigen und sprachlich fein ziselierten Roman.
In der Jurybegründung heißt es weiter:
Hugo Ramneks Roman „Die Schneekugel“ führt uns in ein Städtchen direkt an der österreichisch-slowenischen Grenze – in eine Region mit einer dunklen Vergangenheit und einer ebenso schwierigen Gegenwart. Atmosphärisch dicht beschreibt Ramnek bewegende Schicksale hüben und drüben. Subtil nähert er sich grossen Themen wie Krieg und Sprachenkampf, erzählt von Brüdern, die gegen Brüder kämpften, oder von zweisprachigen Ortsschildern, die beschmiert wurden. Dabei vertraut er auf die Imagination des Publikums, lässt Lücken offen, tippt dies und jenes lediglich an. Und wenn er die bedrückende und immer noch unaufgearbeitete Geschichte in Worte fasst, wenn er etwa das „Schleifen von tausend Füssen“ schildert, tut er dies enorm poetisch und präzis.
Patrick Rina, ORF, schreibt in seiner Meraner Laudatio: Uns allen täte ein Schütteln – in diesem Fall ein Lesen – der «Schneekugel» gut. Dieser Text fesselt den Leser einerseits mit dem dosierten (niemals schulmeisterlichen!) Rückgriff auf Kärntens verminte Zeitgeschichte, mit dem Erläutern der Nachkriegsdemenz, mit der Vorwegnahme einer Bodenprobe des Haider-Humus. Andererseits besticht der Text durch die weißen Zwischenräume. Er lebt auch vom Nicht-Geschriebenen, vom bloßen Anstupsen eines Gedankendominos, von den «verhauchenden Atemwölkchen» der Gefühle. Eine große kleine Erzählung mit poetischer Kraft!
Ein eindringliches Panorama der schwierigen Unterkärntner Zeitgeschichte. Ein Roman, der nachhallt. (Marianne Fischer, Kleine Zeitung, 4. April 2020)
Es gelingt Ramnek mit seiner Sprachkompetenz und reduzierten Erzählweise, die Seele Unterkärntens so zu erfassen, dass auch ein Nichtkärntner Leser spüren wird, wie dieses Land geatmet und getickt hat. Der Bogen reicht auf der einen Seite weit zurück und auf der anderen bis in die Gegenwart. (Janko Ferk, Buchmagazin Literaturhaus Wien, 6. Juni 2020)
https://www.literaturhaus.at/index.php?id=12830
Eine wunderbar poetische Erzählung, die vor allem durch das Bruchstückhafte und Ungesagte einen bleibenden Eindruck hinterlässt. (24symbols, Die besten Bücher der Saison)
https://www.24symbols.com/24stories/de/die-besten-buecher-der-saison/
Es ist ein kleines Büchlein, aber ein wichtiger Roman, der die Geschichte einer Region während und nach dem Krieg in einzelnen Geschichten erzählt. Zugleich ist es die Geschichte einer Familie, die den Schrecken des Krieges erlebt, aber auch danach nicht zur Ruhe kommt.
https://ask-enrico.com/buch-musik-filmtipps/buecher/3028-hugo-ramnek-die-schneekugel
Ramneks Sprache … [beschreibt] klar, feinfühlig und tiefschürfend, „wie man in eine Geschichtenlandschaft hineinwächst“. (Tina Perisutti, Kronen Zeitung, 16. Oktober 2020)
Sensibel und präzis beschreibt [Ramnek] das Leben und Sterben in der Provinz inmitten der Verwerfungen der Zeitgeschichte. Als Leitmotiv dient ihm dabei eine Schneekugel, die der Erzähler immer wieder schüttelt. Der fallende Schnee, andernorts eine Metapher für das Zudecken und Vergessen, wirbelt hier die Vergangenheit nochmals auf. Die bewegenden Schicksale im zweisprachigen Grenzland bleiben auf diese Weise lebendig. Ein großes kleines Buch, lakonisch, tiefgründig, anmutig. (Manfred Papst, NZZ am Sonntag, Bücher am Sonntag (Beilage), S.11, 28. Juni 2020)
Mit wenigen Worten gelingt es Hugo Ramnek, Stimmung und Gefühle, Unwissen und Verwirrung, Unbehagen und das Wissen um die geistige Enge und dem Wunsch, dieser zu entkommen, zu umreißen. Was man liest, geht unmittelbar über in ein Gefühl, das einem das Atmen abschnürt.
Zurecht ausgezeichnet mit dem Premio letterario internazionale Merano-Europa ist der kleine Roman mehr als nur ein Schlaglicht auf die Geschichte Kärntens. Er ist ein glitzernder Kristall im Schnee, dem man mehr als einen Augenblick schenken sollte. (Barbara Hoppe,
[Ramneks] Roman in Erzählungen zerlegt eine lange Geschichte in die kleinen Einzelteile des anekdotischen Erinnerns. Vor allem in der meisterhaften Titelerzählung tupft er die Reminiszenzen scheinbar nur lose hin. Dabei sind es genau die Lücken und Unschärfen, die das Erinnern glaubhaft machen. Und es sind die rhythmischen Wiederholungen sowie die zurückhaltende Distanz des Erzählers, die dem Gedenken zur kraftvollen und zugleich hoch poetischen Form verhelfen. Die Schneekugel plaudert nichts aus, sie gibt nur zu bedenken, dass bei genauem Hinhören unter der weissen Decke des Verdrängens die schlurfenden Spuren der Vergessenen zu vernehmen sind – auch dann noch, wenn die Mutter nicht mehr erzählen kann. (Beat Mazenauer: Leise rieselt das Erinnern. In: Viceversa Literatur, https://www.viceversaliteratur.ch/book/21306)
Stimme des Schriftstellers
Hugo Ramnek im Rahmen der „Ausnahmegespräche“ mit Katja Gasser (ORF Kulturredaktion, Leitung Literaturressort), in Kooperation mit dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels:
https://www.youtube.com/watch?v=xunz7rdcRfc
Radiointerview mit Asja Boja samt slowenischer Einleitung und Zwischenmoderation in der Sendung Divan von Radio AGORA:
https://www.agora.at/sendungen-oddaje/detail/which/agora-divan/agora-divan
Hugo Ramnek stellt seinen Roman auf seinem Coronabalkon online für das Aargauer Literaturhaus vor:
Deutsch
Gebundene Ausgabe, 127 Seiten, Lesebändchen
EUR 21.00 / CHF 26.50
ISBN 978-3-99029-379-9
Auch als E-Book erhältlich