Roman
Deutsch
Gebundene Ausgabe, 141 Seiten, Lesebändchen
EUR 18.80 / CHF 32.80
ISBN 978-3-85129-864-2
Der Jahrhundertsommer ist vorbei. Es regnet. Nur noch wenige Tage hat das Seebad geöffnet. Der Bademeister muss jetzt vor allem putzen. Er ist erkältet und verdrossen. Da steht plötzlich jemand neben ihm, in der Hand einen Kübel mit einem lebendigen Fisch. Der Unbekannte beginnt zu erzählen. Er kennt die Situation hier. War schliesslich selber lange genug Bademeister. Hatte sogar eine Schwimmschule. Mit sanfter Hartnäckigkeit verwickelt er seinen Zuhörer in eine Lebensgeschichte, in der es von grotesken Begebenheiten wimmelt. Der Bademeister hört zu, Erinnerungen steigen in ihm auf, die beiden Lebensläufe beginnen sich ineinander zu spiegeln. Während der kurzen Zeit, die das Bad noch geöffnet ist, kommt der Fremde fast jeden Tag wieder. Auch wir hören ihm so fasziniert wie verwirrt zu. Die Erzählungen geraten ins Schwimmen. Wer hat was gesagt? Wer ist überhaupt wer? Wasser trägt. Wasser trügt. Und es geht um mehr als Geplänkel: Der Erzähler wie sein Gast haben Geschichten von Liebe und Tod erlebt, die sie nicht vergessen können. – Hugo Ramnek, 1960 in Klagenfurt geboren, lebt seit vielen Jahren als Schriftsteller, Gymnasiallehrer, Schauspieler und Theaterpädagoge in Zürich. In seinem ersten Roman verbindet er die Kunst des Fabulierens mit formaler Disziplin, Leichtigkeit mit Tiefgang, Musikalität mit Witz. Seine Phantasie ist ausufernd, aber exakt. Ein Wurf! (pap.)
Manfred Papst, NZZ am Sonntag
Auszeichnungen
Der Letzte Badegast wurde mit der Anerkennungsgabe der Stadt Zürich 2010 ausgezeichnet. Für einen Ausschnitt aus Der letzte Badegast hat Hugo Ramnek in Salzburg den erostepost-Literaturpreis 2009 für die beste erotische Geschichte bekommen.
Stimmen zum Buch
So beginnt der Sommerroman, gelesen vom Autor:
Voll von skurrilen Figuren und Geschichten rund ums Wasser. Ein Buch für alle, die dem Sommer nachtrauern. — Julia Buatsi, Tagblatt
Ein Meisterstück der <Badeliteratur>. — Erwin Messmer, orte. Schweizer Literaturzeitschrift, Nr.211
Ein Muss für alle, die das Wasser lieben. Der letzte Badegast hat es mit einem eleganten Kopfsprung in die Liste meiner Top-Fünf Bücher geschafft. — Amazon Leserrezension
In seinem ersten Roman verbindet er die Kunst des Fabulierens mit formaler Disziplin, Leichtigkeit mit Tiefgang, Musikalität mit Witz. Seine Phantasie ist ausufernd, aber exakt. Ein Wurf! — Manfred Papst, NZZ am Sonntag
Leseprobe
Nach dem Rekordsommer der erste Regentag. Der ausgebrannte Bademeister endlich allein in seinem Seebad. Da taucht ein geheimnisvoller Badegast auf und bringt die festgefügte Badeordnung ins Wanken. Der Besucher verwickelt den Bademeister in seine Lebensgeschichte, und der findet nicht mehr heraus aus der Geschichte des anderen – oder findet er gerade dadurch zu seiner eigenen Geschichte? Der Fremde mit dem seltsamen Namen erzählt von einer Mutter, die selig im Unglück ist, von einem Vater, der in Seezungen spricht, von Eltern, die ein Vokal entzweit, von einem Badewart, der ein Seeräuber wird, von Voodookindern, die einen VW-Käfer in eine Lustkröte verwandeln, von einer schönen Irin, die Klangkurven in die Luft zeichnet, von Nacktschnecken, die ihr Haus finden, von einem Kranich, der auf dem Sprungturm lacht, von der Nabelwanne, die das Gewicht der Welt beherbergt. Und immer wieder vom Wasser, das trägt. Vom Wasser, das trügt. Und vielleicht auch von einem ganz normalen Bademeister. Und seinem Geheimnis. Der letzte Badegast erzählt von der Macht der Geschichten, die das Leben befestigen und gleichzeitig verflüssigen und bisweilen unterspülen. Er erzählt vom ersten Kuss und vom letzten Blick, von geteilter Lust, verfehlter Liebe und verborgener Scham, vom Blick in die Augen der Geliebten und vom Blick in das Schmutzwasser des Putzkübels, von der Sehnsucht nach dem Anderen und der Angst davor. Und immer wieder vom Wasser.
– Das Wasser trägt.
– Das Wasser trügt. Alles Üble kommt aus dem Feuchten.
– Alles Leben kommt aus dem Feuchten.
– Deshalb hat es keinen Bestand.
– Ach, Quatsch.
Sie war rot. Ich liebe Rot, doch es waren nicht ihre Haare, es war auch
nicht ihr Aussehen, es war ihr Geschau:
Wir gehen zur Blutbuche, ich stelle mich vor, reiche ihr die Hand und
blicke sie an. Ihre Augen sind sonderbar: Sie blicken mich an – sie blicken
mich nicht an.
Maureen schielte!
Mich überläuft’s, noch heute, wenn ich daran denke. Ich verliebte
mich augenblicklich und heftig.
Einen Sommer lang lebte ich in ihrem Blickfeld. Ihre Blicke fielen auf
mich wie die Scheinwerfer eines Leuchtturms, aber ich konnte nie sagen:
Erfassten sie mich, streiften sie mich bloß, zogen sie an mir vorbei? Aber
gerade das zog mich unwiderstehlich an.
Einen ganzen Sommer lang lag Maureen unter der Blutbuche. Und
ich lag zwischen ihren Blicken.
Deutsch
141 Seiten, gebunden, Lesebändchen
EUR 18.80 / CHF 32.80
ISBN 978-3-85129-864-2